Verteilte Daten im Distributed Filesystem beim Kommunalen Versorgungsverband | Artikel aus INFOLINE 3/2004

Verteilte Daten im Distributed Filesystem beim Kommunalen Versorgungsverband | Artikel aus INFOLINE 3/2004

Das Speichern von Dokumenten auf zentralen Fileservern gehört in jedem Unternehmen zum Alltag eines Benutzers. Mit wachsenden Datenbeständen nimmt allerdings auch die Verwaltung der Serversysteme einen steigenden Anteil an der Arbeitszeit der IT-Abteilung ein. Der Kommunale Versorgungsverband Baden-Württemberg geht hier zusammen mit der COMLINE AG neue Wege.

Vor dem Projekt mit der COMLINE AG verfügte der KVBW bereits über eine gemeinsame Domäne für die beiden Standorte Karlsruhe und Stuttgart. Auf Servern und Clients wurde Windows NT 4.0 ausgeführt, einzelne Systeme wurden unter IBM OS/2 Warp und Windows 2000 betrieben. Neben dem Mailsystem Exchange Server 5.5 wurden mehrere Fileserver mit lokaler Datenhaltung an beiden Standorten eingesetzt. Aufgabe der KVBW-Abteilung Datenverarbeitung und dem Bereich Microsoft Solutions der COMLINE AG war die gemeinsame Konzeption und Umsetzung einer konsequenten Reorganisation der Domänen-Infrastruktur.

Active Directory als Basis

Als Basis wurde zunächst die Einführung eines Windows Server 2003 Active Directory festgelegt. Die Absicherung der Kerndienste des Microsoft Verzeichnisdienstes wurde durch Bildung einer dedizierten Root-Domäne erreicht. Die bisherige Domäne wurde aktualisiert und der neuen Domäne untergeordnet. Zur Integration der Kontenverwaltungen wurde geplant, die beiden Exchange Server durch einen neuen Exchange 2003 Server in Karlsruhe zu ersetzen.

Reorganisation der File Services

Nach dem Legen dieser Fundamente konnte die Reorganisation der File Services begonnen werden. Das Hauptproblem des KVBW war die verteilte Datenablage auf diversen Serversystemen an den beiden Unternehmensstandorten. Bereits in den ersten Planungsgesprächen wurde klar, dass eine Vereinheitlichung notwendig war. “Ideal wäre eine gemeinsame Datenablage über alle Standorte hinweg”, formulierte Klaus Merklinger, Projektleiter Active Directory beim KVBW, die Zielrichtung. “Dies ist allerdings mit der aktuellen Leitungsbandbreite zwischen Karlsruhe und Stuttgart noch nicht umsetzbar.” Die COMLINE AG erstellte daher gemeinsam mit dem KVBW ein unternehmensweites Konzept zur verteilten Datenablage. Kern der neuen Fileserver-Strategie war die Technologie Distributed Filesystem (DFS) aus dem Microsoft Windows Server 2003. Das DFS bildete dabei eine virtuelle Meta-Ebene über verschiedene Datenbestände hinweg.

Lokale Fileserver

Beim KVBW wurden die diversen Fileserversysteme auf zwei neue Windows 2003 Fileserver in Karlsruhe und Stuttgart konsolidiert. Die Übernahme der Bestandsdaten in die neue Umgebung erfolgte abteilungsweise. Der Aufbau der neuen Dateistruktur und die Datenübernahme wurden weitgehend automatisiert.

Integration über DFS

Beide Fileserver erhielten eine identische Datenstruktur. So war es möglich, die Datenbestände über ein DFS zu einer gemeinsamen Ordnerstruktur zusammenzuführen. Dazu wurden Dateiordner beider Server einzeln in das DFS eingebunden, so dass aus Sicht des Benutzers ein einziger Datenbestand dargestellt wird. Innerhalb eines Laufwerks können so die Benutzer auf den Datenbestand mehrerer Fileserver zugreifen. Zusätzlich wurden Freigaben eines FTP-Systems und für die Migrationsphase die alten Windows NT 4.0 Fileserver des KVBW in das DFS integriert.

Echter Nutzen schon in der Einführungsphase

Der Nutzen entsteht vor allem auf der Anwenderseite. “Seit der Umstellung finde ich alle Informationen in einem einzigen Laufwerk. Auf Daten, die ich in Karlsruhe bereitstelle, können auch die Stuttgarter Kollegen sofort zugreifen.” ist Sylvia Kantz, Sachbearbeiterin beim KVBW, bereits von der neuen Strategie “Alle Daten an einem Ort” überzeugt. “Besonders praktisch finde ich, dass neben der Sicht auf alle Daten mein Team als zusätzliches Laufwerk angezeigt wird.” Der Systemadministrator Andreas Vogel ergänzt: “Zusätzlich zu den Vorteilen auf Anwenderseite konnten wir durch eine weitgehende Automatisierung und eine konsequente Nutzung der Vererbung von Berechtigungen gleichzeitig den administrativen Aufwand deutlich verringern.”

Funktionsweise des DFS

Für die Nutzung des DFS muss auf dem PC des Benutzers ein DFS-Client vorhanden sein. Dieser wurde von Microsoft in das Betriebssystem integriert. Eine Installation spezieller Software ist somit nicht erforderlich. Bei Zugriff auf eine DFS-Freigabe wird zunächst auf einem DFS-Root-Server die DFS-Struktur abgefragt. Der Zugriff auf Daten erfolgt dann direkt auf den jeweiligen Fileserver ohne dass der Benutzer hierauf Einfluss nehmen muss.

Ausfallsicherheit

Durch Integration der DFS-Roots in die Active Directory Domäne hat der KVBW eine Unabhängigkeit von Servernamen und eine Ausfallsicherheit der DFS-Technologie erreicht. Die Informationen über Struktur und Aufbau des DFS werden von drei redundanten Domänen-Controllern vorgehalten.

Zusätzlich wurde in das Anmeldescript insbesondere für die Einführungsphase eine Fallback-Möglichkeit zu einer konventionellen Fileserver-Struktur integriert. Somit ist eine Unabhängigkeit von der DFS-Technologie jederzeit gewährleistet.

Ausblick

Nach den positiven Erfahrungen bei der klassischen Datenablage wird die DFS-Technologie beim KVBW inzwischen auch für Dokumentvorlagensysteme und Applikationsserver eingesetzt. “DFS bringt insbesondere bei Reorganisationen den Vorteil des sich nicht ändernden Namensraums.” ist der Leiter des parallel laufenden Storage-Konsolidierungsprojekts Markus Weingärtner vom Projektergebnis überzeugt. “Auch nach der bevorstehenden Integration der Fileserver in unsere SAN-Umgebung werden die Dateien weiterhin über dieselben Freigaben erreicht.”